Gegen das Vergessen und für ein Nie wieder! Pogromgedenken am 9. und 10. November in Bonn
Die Initiative zum Gedenken an die Bonner Opfer des Nationalsozialismus und die Stadt Bonn erinnern am Sonntag, 10. November 2024, an die Novemberpogrome 1938 und laden herzlich dazu ein, der Opfer zu gedenken. Am Vormittag des 10. November 1938 brannte die Bonner Synagoge in der ehemaligen Tempelstraße am Rheinufer. Sie war eine von insgesamt fünf jüdischen Gotteshäusern, die in Bonn, Poppelsdorf, Beuel, Bad Godesberg und Mehlem in Brand gesteckt wurden.
Im Foyer des Opernhauses findet um 14.30 Uhr ein Gedenkkonzert statt. Das Bonner Yaron Quartett (Melanie Torres-Meißner, Ieva Hieta, Thomas Plümacher und Johannes Rapp) spielt das Streichquartett Nr. 1 des Komponisten und Dirigenten Gerhard Samuel, der als Kind mit seiner Familie 1939 in die USA fliehen konnte. Der Bass aus dem Bonner Opernensemble Christopher Jähnig singt den Liederzyklus des in Vergessenheit geratenen jüdischen Komponisten Robert Kahn Sieben Gesänge nach Gerhardt Hauptmann mit Klavierbegleitung von Ana Craciun.
[caption id="attachment_2311" align="alignleft" width="300"] Gegen das Vergessen: Gedenkort für die von den Nazis zerstörte 1938 zerstörte Bonner Synagoge am Rheinufer (Foto: J. Gerhardt)[/caption]
Anschließend findet um 15.30 Uhr Gedenken am Synagogen-Mahnmal am Moses-Hess-Ufer statt: Mit Ansprachen von Oberbürgermeisterin Katja Dörner, dem Vorsitzenden der Bonner Synagogengemeinde Jakov Barasch und mit musikalischer Begleitung von Matthias Höhn. Kantor Shmuel Sintag spricht zum Abschluss das Gedenkgebet El Male Rachamim.
Konfirmanden der Lutherkirche pflegen ab sofort den Gedenkort an die Poppelsdorfer Synagoge
[caption id="attachment_4759" align="alignright" width="225"] Nie wieder Antisemitismus: Konfirmanden der Lutherkirche säubern den Gedenkort an die Poppelsdorfer Synagoge zum Pogromgedenken (Foto: J. Gerhardt)[/caption]
Auch in den Stadtteilen gibt es am 9. und 10. November wie jedes Jahr dezentrale Gedenkveranstaltungen zumeist an den Erinnerungsorten an jüdisches Leben. Zum Beispiel am Samstag, 9. November, um 18.00 Uhr am Mahnmal der Alten Poppelsdorfer Synagoge (Jagdweg). Der Ort wird gerade von Konfirmandinnen und Konfirmanden der Lutherkirchengemeinde dafür vorbereitet. Die Jugendlichen der Kirchengemeinde haben jetzt auf Bitte des Ortsbunds Poppelsdorf und der Gedenkstätte Bonn die Pflege dieses Ortes bis auf Weiteres übernommen: Säckeweise Laub entfernen, auch Müll. Die Menora und den Gedenkstein säubern. Auch unter dem Zuspruch der überraschten Nachbarschaft über 30 so aktive Jugendliche hat es allen Spaß gemacht. Nicht zuletzt die Musik zog weitere Interessierte an. Vikar Erik Nestler spielte auf dem Saxophon wunderbar die jüdische Hoffnungsweise „Freunde, dass der Mandelzweig“.
„Haltung entwickeln gegen Antisemitismus“
Die Beschäftigung mit den jüdischen Wurzeln der eigenen Religion ist jedes Jahr fester Programmpunkt im Konfirmationsunterricht. Immer auch mit dem Besuch in der neuen Bonner Synagoge. „Eine klare Haltung gegen Antisemitismus muss in jeder Generation neu gelernt werden“, so Pfarrer Joachim Gerhardt, der auch Vorstand der Christlich-Jüdischen Gesellschaft in Bonn ist. „Wir wollen die Jugendlichen in der Kirche gegen jede Form von Menschenverachtung immun machen.“
Im Anschluss an das Pogromgedenken an der Ecke Jagdweg/Bennauer Straße veranstaltet die SPD Poppelsdorf/Südstadt wieder einen Stolpersteine-Rundgang, zu dem alle Anwesenden herzlich eingeladen sind.
Gedenken auch in Bad Godesberg, Beuel und Bornheim
Auch in den weiteren Stadtteilen, zumeist an den Orten jüdischen Lebens und jüdischer Geschichte, laden Initiativen ebenfalls mit Beteiligung der evangelischen Kirche zum Gedenken ein. In Bad Godesberg am 9. November, 17.30 Uhr in der Oststraße (Nähe Moltkeplatz) u.a. mit Pfarrer Tobias Mölleken (Johannes-Kirchengemeinde) und Norbert Bujtor an der Posaune. In Beuel auch am 9.11. unter anderem im Jungen Theater mit der Bonner Gesamtschule eine Veranstaltung zum Thema Max Weiß. Ebenso gibt es mit Beteiligung der evangelischen Kirchengemeinde Vorgebirge in Bornheim auch ein ökumenisches Gedenken.
[caption id="attachment_4758" align="alignleft" width="300"] Voller Einsatz: Konfirmandinnen und Konfirmanden der Lutherkirche am Gedenkort an die in der Pogromnacht 1938 zerstörte Poppelsdorf Synagoge (Foto: Joachim Gerhardt)[/caption]
Der Initiative zum Gedenken an die Bonner Opfer des Nationalsozialismus gehören neben dem Evangelischen Forum Bonn und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Bonn auch die Synagogengemeinde Bonn, das Katholisches Bildungswerk Bonn, das Bildungsforum Lernwelten, die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG), der Förderverein Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum sowie der Verein "Gegen Vergessen – Für Demokratie" an. Die zentrale Veranstaltung am Rheinufer an der Kennedybrücke findet wie immer statt in Zusammenarbeit mit Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn und dem Theater Bonn.
(zuletzt aktualisiert 28.10.2024 / ger)
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