Zwischen Tradition und Transformation – Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Trier tagte in Hermeskeil
Trier/Hermeskeil – Die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Trier (EKKT) hat am Samstag, 09. November 2024, im Mehrgenerationenhaus in Hermeskeil getagt. Auf der Tagesordnung der rund 80 Kreissynodalen stand zunächst der Jahresbericht des Superintendenten Dr. Jörg Weber – unter dem Titel „Zwischen Tradition und Transformation“ ging Weber in seinem Bericht der Frage nach der Kirche der Zukunft nach, nicht zu Letzt angesichts des aktuellen Mitglieder- und Pfarrstellenrückgangs, schwer zu besetzender Pfarrstellen sowie weniger werdender Finanzmittel.
Diese „Verluste und Verlusterfahrungen“ seien beileibe nicht zu relativieren, und auch mit teils heftigen Emotionen verbunden, betonte Weber. Es brauche jedoch in all dem eine Zukunftsvision, die nicht allein auf diesen Verlustgeschichten beruhe, so Weber. Es gelte vielmehr, „solche Beispiele weiterzutragen, die von positiven Erfahrungen sprechen“. Weber verwies auf die großen Hoffnungsvisionen der Bibel, die unter anderem von Glaubensgewissheit und dem Vertrauen auf die Macht von Gottes Liebe erzählten. Es ginge in Kirche immer auch um Transzendenz, also um das, was jenseits von Weltwirklichkeit Menschen berühren könne. Daraus könne Trost entstehen – denn Menschen benötigten genau diesen „die Weltwirklichkeit überschreitenden Moment“, der mit dem Glauben an Gott ausgedrückt werde und für den Kirche einstehe.
„Es ist also nicht alles verloren, es gibt nicht nur Verluste, sondern auch etwas zu erreichen“, betonte Weber. Und zwar mit der alltäglichen Arbeit, die dazu diene, dass Menschen in Kontakt, in Beziehung zu Gott kommen. Es sei wichtig, „dafür weiter eine Resonanzfläche in unserem Kirchenkreis zu bieten. Denn die entscheidende Frage bleibt doch die: wie bieten wir als Kirche in der Region einen Resonanzraum für Erfahrungen mit Gott und dem Glauben an ihn“, brachte es der Superintendent abschließend auf den Punkt.
Aktiv für die Demokratie einsetzen
Des Weiteren ging Weber in seinem Bericht auf die aktuelle gesellschaftliche und politische Situation ein. Es sei vieles in Bewegung – und das Datum der Tagung, der 9. November, sei immer auch „eine notwendige Gelegenheit, nicht nur die Erinnerungskultur angesichts der Reichspogromnacht wach zu halten, sondern sich auch immer wieder aktiv für unsere Demokratie einzusetzen“. Dies hieße für die Erinnerung an die Geschichte: „Nie wieder ist jetzt! Als Demokratinnen und Demokraten, als Christinnen und Christen wissen wir, dass Antisemitismus keinen Raum bei uns haben darf“, betonte Weber. Demokratie sei die beste Staatsform, auch wenn sie nicht leicht sei und „das Suchen und Umsetzen von Kompromissen, um möglichst viele einzubinden und mitzunehmen“ fordere. Diese Suche bleibe auch Aufgabe in der Kirche – „die Suche nach Gemeinsamkeiten, die wir in Verantwortung für unser Land und die Menschen benötigen und die uns als Gesellschaft tragen“.
Konkrete Zukunftsarbeit – Planstellenprozess 2028
Daran anschließend beschäftigten sich die Kreissynode des Trierer Kirchenkreises zukunftsweisend mit dem so genannten Planstellenprozess und der damit verbundenen Frage nach der Zukunft der Pfarr- und Planstellen für die kommenden fünf Jahre. Bereits im Juni hatte die Synode beschlossen, in den Jahren 2025 bis 2027 einen Konzeptionsprozess durchzuführen, in dem unter anderem die Zahl der Regionen im Kirchenkreis, die Anzahl der Pfarrstellen und die künftige Stellenstruktur in den Gemeinden und Regionen (im Verhältnis von Pfarrdienst und anderen pastoralen Diensten) sowie die inhaltliche Ausrichtung der kirchlichen Arbeit in den Regionen und Gemeinden beschrieben wird, unter besonderer Beachtung der Finanzierbarkeit des Planstellenkonzeptes.
Die Steuerung wie auch Umsetzung dieses Konzeptionsprozesses liegt beim Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises, die Konzeptionsarbeit findet dabei vor allem in den einzelnen Regionen des Kirchenkreises statt. In einem weiteren zwischenzeitlich erfolgten Schritt hat der KSV eine externe Beratung für die Beratung in den Regionen beauftragt – Dr. Valentin Dessoy sowie Ursula Hahmann stellten sich und ihr Konzept für die Arbeit in den kommenden zweieinhalb Jahren auf der Kreissynode in Hermeskeil vor. Dabei gelte es, die Gemeinden und Regionen auf ihrem Weg zu unterstützen – und nun zunächst in mehreren Schritten die regionale Gliederung, die inhaltliche Ausrichtung der kirchlichen Arbeit sowie die dafür benötigen Stellen zu überprüfen. Wichtige Leitfragen dabei: Was brauchen die Menschen in der jeweiligen Region, in der Kirchengemeinde? Für wen gilt es, da zu sein? Was passiert, wenn Pfarrstellen nicht besetzt werden können? Was ist die zukünftige Rolle von Pfarrpersonen? In den kommenden zweieinhalb Jahren sind nun insbesondere auch die Kirchengemeinden und Presbyterien als „Entscheiderinnen vor Ort“ gefragt, abschließend steht gegebenenfalls die Anpassung des Planstellenkonzeptes an.
Finanzen, Gebäudebedarfsplanung und Wahlen
Auf der Tagesordnung der rund 80 Kreissynodalen standen auch Finanzen und Haushalte. Beschlossen wurde ein ausgeglichener Doppelhaushalt für die Jahre 2025/26. Ebenso beriet die Kreissynode über die Gebäudebedarfsplanung für die Gebäude des Kirchenkreises in Trier. Die beiden Dienstgebäude in der Engelstraße in Trier werden auch über das Jahr 2035 hinaus für kreiskirchliche Arbeit gebraucht und sollen nun zur Treibhausgasneutralität ertüchtigt werden. Die Kreissynode wählte nicht zu Letzt die kreiskirchlichen Ausschüsse und Gremien sowie die Synodalbeauftragungen des Kirchenkreises Trier.
Zeugen des Glaubens sein – Gottesdienst zur Eröffnung der Kreissynode
Eröffnet wurde die Kreissynode mit einem Gottesdienst in der Evangelischen Kirche Hermeskeil, gestaltet von Pfarrer Peter Winter, Saarburg, und Prädikantin Marion Polzer, Hermeskeil, sowie Kantor Tilman Bruus, Wittlich, an der Orgel. Die Predigt hielt Pfarrerin Sabine Richter. In ihrer Predigt erinnerte Richter an die Ereignisse des 9. November und daran, wie wichtig dieses Erinnern sei: „Nicht die Geschichte wiederholt sich, sondern unser Handeln.“ Der der Predigt zugrunde liegende biblische Text aus dem 2. Buch Mose erzählt von zwei Hebammen, die sich aus Ehrfurcht vor Gott königlichen Befehlen widersetzten. Dies sei ein wichtiges Beispiel auch für heutige Zeiten: Es brauche, so Richter, „auch uns als Zeugen des Glaubens an den Gott, der mitgeht und der Leben will“. So viele Menschen bräuchten „auch heute unsere Stimme und vor allem unser Tun, künftig noch mehr und stärker. Die Ehrfurcht vor Gott möge auch uns die Kraft und den Mut dazu geben“, betonte Richter abschließend.
Im Anschluss an den Gottesdienst wurde Pfarrer Frank Meckelburg aus seinem langjährigen Dienst im Kreissynodalvorstand verabschiedet. Superintendent Weber sprach Meckelburg auch im Namen des Kirchenkreises seinen großen Dank aus – für elf Jahre als 1. stellvertretender Skriba, Jahre, in denen Meckelburg die Arbeit des Kreissynodalvorstandes mit großem Engagement und fundierten Perspektiven, nicht zu Letzt der einer Gemeinde im ländlichen Bereich des Kirchenkreises, bereichert und mitgetragen hat.
Der Evangelische Kirchenkreis Trier (EKKT)
Der Evangelische Kirchenkreis Trier (EKKT) ist die Gemeinschaft der protestantischen Kirchengemeinden in den Regionen Mosel/Saar, Eifel und Hunsrück. Er gehört zur Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) sowie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die Kreissynode, das Parlament des Kirchenkreises, setzt sich aus rund 80 Abgeordneten der 18 Gemeinden aus fünf Regionen (Eifel, Eifel-Mosel, Hunsrück, Trier sowie Saar-Hunsrück) sowie Vertreterinnen und Vertretern der Arbeitsbereiche und Einrichtungen des Kirchenkreises zusammen. Der rund 5.000 Quadratkilometer große Kirchenkreis ist der flächengrößte in der Rheinischen Landeskirche. Derzeit leben rund 49.500 evangelische Christinnen und Christen in dem Gebiet. Die Kreissynode tagt in der Regel zweimal im Jahr. Sie entscheidet über die inhaltliche und finanzielle Arbeit des Kirchenkreises.
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