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One day. Eines Tages.
Kirche in WDR3 | 10.12.2024 | 00:00 Uhr
Guten Morgen.
Es ist 2018 in Haifa. Israel. 3000 junge Menschen singen.
Musik 1: Koolulam: „One Day“, Producer: Koolulam, Copyright: Matthew Miller, Ari Levine, Philip Lawrence, Bruno Mars, 16.12.2018. (Eigenproduktion)
„One day“ (1) singen sie. Das heißt: „Eines Tages.“ Es gibt ein Video davon, wie die jungen Leute dieses Lied singen. Man sieht darauf Jüdinnen mit kunstvoll gebundenen Kopftüchern neben Frauen mit weit offenen Haaren und arabischen Männern mit langen Bärten. In weniger als einer Stunde haben sie das Lied gelernt, in Englisch, in Hebräisch und in Arabisch, und dazu noch mehrstimmig. Sie singen es mit Leidenschaft und Körpereinsatz und manche mit feuchten Augen. One Day. Eines Tages. “Wenn ich in meinen Tränen fast ertrinke”, singen sie, “dann erinnere ich mich daran, dass sich eines Tages alles drehen wird. Mein ganzes Leben warte ich schon darauf und bete dafür, dass die Leute sagen: Wir wollen nicht mehr kämpfen, keine Kriege mehr, unsere Kinder werden zusammen spielen. Stoppt die Gewalt. Stoppt den Hass. Nimm mich nicht so schnell von hier weg, Gott. Ich bin ja aus einem Grund hier. Ich weiß, es wird sich alles drehen. Eines Tages…”
Musik 1: Koolulam: „One Day“
Ich habe das Lied zum ersten Mal am Tag des Überfalls der russischen Armee auf die Ukraine gehört, und seitdem höre ich es mir immer wieder an. Dass auf dem Video Menschen zusammen singen, die im Moment vermutlich nicht zusammenkommen können, israelische Juden und palästinensische Araberinnen, rührt mich jedes Mal neu. Die 3000 jungen Leute singen von einer Zukunft, die im Moment in weiter Ferne liegt. Aber indem sie das Lied so begeistert zusammen singen, ist ein Stück dieser Zukunft plötzlich da. Das ist es ja, was viele anrührt, die sich das Video anschauen. Wir erleben etwas, was wir sonst nicht erleben. Wir sehen und hören ihre gemeinsame Zukunft.
Das Lied „One Day“ hat ein bekannter amerikanisch-jüdischer Reggae-Sänger geschrieben. Aber die Idee, es mit so vielen zu singen und als Video zu verbreiten, hatte eine „sozial-musikalische Bewegung“ mit dem hebräischen Namen „Koolulam“, in etwa übersetzt mit „alle Welt mit einer Stimme“. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen verschiedener Herkunft, Sprache, Religion, aber auch Menschen mit verschiedenen Einschränkungen zusammenzubringen: „Unsere Idee ist, für ein paar Stunden alles zu stoppen und einfach zusammen zu singen. Wir bringen allen bei, sich selbst und den anderen zuzuhören. Und dann entsteht ein gemeinsamer Chor aus Hoffnung und Optimismus.“ (2) Das liest man auf der Homepage von Koolulam.
Im Chor dabei zu sein, ist ein unvergessliches Erlebnis für die jungen Leute. Sie fühlen sich auf einmal zusammengehörig. Und das nehmen sie mit in ihren Alltag.
One Day. Eines Tages… Unsere Adventslieder sind auch solche Sehnsuchtslieder, voll von dieser Hoffnung, dass sich mit Gott eines Tages etwas drehen wird: „O Heiland, reiß die Himmel auf“, „Es kommt ein Schiff geladen“ und „Tochter Zion, freue dich“. „Eines Tages“, das werde ich zusammen Euch jungen Leuten in Haifa und in Gaza und mit allen, die einstimmen wollen, so lange singen, bis es wahr wird.
Eines Tages – halten Sie an der Hoffnung fest,
Pfarrerin Christel Weber aus Bielefeld.
Quellen:
(1) Song: https://www.youtube.com/watch?v=XqvKDCP5-xE (letzter Abruf 17.11.24)
(2) https://www.koolulam.com (letzter Abruf 17.11.24)
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze