Kontakt | Impressum

Links zur Aggregation:

Metadaten:

19.06.2018

Auf der Suche nach Nichts...

Kirche in WDR3 | 19.06.2018 | 05:05 Uhr

Alttext  
Kirche in WDR3 | Meurer

Guten Morgen.

Haben Sie einen Lieblingsort?

Bei schlechtem Wetter gehört das Museum Folkwang in Essen zu meinen ausgesprochenen Lieblingsorten. Es gibt wunderbare Bilder von August Macke, Claude Monet oder Emil Nolde, aber auch viele andere Meisterwerke, die sich zu entdecken lohnen.

Ich lasse mich immer wieder gerne von Bildern inspirieren.

Bei meinem letzten Besuch im Museum hat mich ein kleines Bild von Salvador Dali angesprochen. Es trägt den Titel: „der Apotheker von Ampurias auf der Suche nach absolut Nichts.“ Man sieht eine weite ausgetrocknete Ebene in Katalonien. Der Boden und die wenigen Bäume sind völlig verdorrt. In der Mitte erkennt man zwei verlassene Dörfer. Ein Spaziergänger wirft einen langen Schatten. Im Vordergrund steht der im Titel genannte Apotheker von Ampurias und schaut auf den Boden. Ein sehr vornehmer älterer Herr mit edlem Anzug, schicken Schuhen und akkurat gekämmten Haaren. Er passt eher in eine feine Gesellschaft, als in diese öde Gegend. Doch genau dort ist er, „auf der Suche nach absolut Nichts“, wie es im Bildtitel heißt.

Salvador Dali hatte bekanntlich eine Vorliebe für das Absurde. Und es ist absurd, was diese sehr seriöse Gestalt in einer völlig öden Landschaft sucht, wo es absolut nichts gibt.

Ich frage mich, ob Gott auch eine Vorliebe für das Absurde hat? Wenn er uns sieht, wie wir sehr ernsthaft und sehr beschäftigt tun, auf der Suche nach absolut Nichts.

Manche suchen die ultimative Herausforderung und verlangen sich ständig Höchstleistungen ab. Einige sind immer auf Schnäppchensuche, nach Sachen, die nachher oft nur herumstehen. Andere suchen alles sauber zu halten, immer wieder, und putzen den ganzen Tag. Und nicht nur dabei kann die Suche leicht zur Sucht werden.

Der Dichter und Journalist Matthias Claudius dichtete in einem Abendlied: „Wir stolzen Menschenkinder sind eitel arme Sünder und wissen gar nicht viel. Wir spinnen Luftgespinste und suchen viele Künste und kommen weiter von dem Ziel.“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 482, Strophe 4)

Bei allem was ich habe und wo ich mich zu Hause fühle, bleibe ich doch immer auch ein Suchender. Mein ganzes Leben lang bin ich unterwegs, und zwar nicht bloß von einem Ort zum anderen, sondern immer auch unterwegs auf der Suche nach Gott.

Und ich weiß, dass er mich auf allen Wegen und Abwegen begleitet. Denn Gott ist auch auf der Suche. Auf der Suche, seinen Geschöpfen zu begegnen. Und das kann überall geschehen.

„Gott nahe zu sein ist mein Glück.“ (Psalm 73,28 Die Bibel, Einheitsübersetzung) so beschreibt der Beter des 73. Psalms seinen Lieblingsort.

Aber wo ist das? Sicher nicht bloß in Kirchen oder Gemeinden. Auch im Museum oder am Strand oder auf dem eigenen Balkon. Alles Schöne dieser Welt ist eine Einladung, einmal von sich selbst abzusehen. Sich aufzurichten, den Kopf zu erheben und neu das Staunen und vielleicht auch das Loben zu lernen. Gott nahe zu sein ist mein Glück.

Das gilt auch für die öden Zeiten. Und gerade dann, wenn es scheint, dass sich keiner um einen schert. Gott selbst ist ein Suchender. Und er spürt seine Geschöpfe bei ihrem Suchen auf und ist ihnen nah.

Ihr Pastor Heinz-Bernd Meurer aus Bottrop.

( 1 ) http://sammlung-online.museum-folkwang.de/eMuseumPlus?service=direct/1/ResultLightboxView/result.t2.collection_lightbox..link&sp=10&sp=Scollection&sp=SfilterDefinition&sp=0&sp=0&sp=3&sp=Slightbox_4x5&sp=40&sp=Sdetail&sp=0&sp=F&sp=T&sp=44 (Letzter Abruf 01.06.2018)

http://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/41004_WDR3520180619Meurerweb.mp3