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19.10.2020

Mein Name

Kirche in WDR2 | 19.10.2020 | 00:00 Uhr

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Sind Sie mit Ihrem Namen zufrieden? Ich heiße Joachim. Das haben meine Eltern damals schon weise entschieden. Joachim, das ist Hebräisch und bedeutet „Der von Gott Getragene“ bzw. „Gott richtet auf“. Das passt ja zu einem Pfarrer.

Meine Schwester musste ihren Vornamen immer buchstabieren. „Urte: U-R-T-E, nicht Ute“, hat sie immer gesagt. Obwohl das so ein schöner, wohl baltischer oder nordischer Vorname ist. Aber bei uns eben nicht sehr bekannt.

Der eigene Name prägt. Er steht für Persönlichkeit. In der Bibel gibt es die schöne Vorstellung, dass Gott jeden Menschen mit seinem Namen in das Buch des Lebens einträgt. Ein Buch für die Ewigkeit!

Darum ist es im Judentum so wichtig und auch tröstlich, den Namen aller Gestorbenen zu bewahren. Auch die Namen der sechs Millionen Juden, die im Dritten Reich vergast, erschossen, zu Tode gefoltert wurden. Die Erinnerung ihrer Namen ist für mich ein starker Protest gegen die Tötungsmaschinerie der Nazis. Kein Name geht verloren! Jeder Mensch ist wichtig. Einzigartig! Wertvoll! Und am Ende auch beständiger als alle Barbarei, wenn Menschen Menschen auslöschen wollen.

Unsere Töchter heißen Amelie und Luisa. Da gibt es in ihrer Generation einige. Die Beiden haben es nicht so leicht mit der Einzigartigkeit. Zumindest vom Namen her. Gerade bei Amelie und dem schönen französischen Film dazu, „Das Leben der Amelie“. Darum würde ich sagen: Die Einzigartigkeit eines Menschen drückt sich immer im doppelten Sinne aus: im Namen und in der Persönlichkeit.

Name ist Wertschätzung. Ich hatte einen wirklich tollen, klugen Deutschlehrer in der Oberstufe im Leistungskurs. Der hatte nur einen Nachteil. Der konnte sich nie die Namen der Schüler merken. Der nahm einen immer dran, mit den Worten: „Ja, Sie, jetzt Herr Dings da, Dingsbums.“

„Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein“, spricht Gott in der Bibel beim Propheten Jesaja (Jes. 43,1). Wer mich mit meinem Namen anredet, der kennt mich. Im besten Fall, mag er mich. Ich habe auch kein gutes Namensgedächtnis, aber bei dem Deutschlehrer gelernt, wie wichtig es ist, Menschen mit Namen anzusprechen.

Wertschätzung ist der Schlüssel zum Leben. Und mit dem Namen fängt es an Gott trägt jeden mit seinem Namen in das Buch des Lebens ein. Und aus diesem Buch werden wir niemals ausgetragen, gelöscht, vernichtet. Bei Gott gibt es kein Sterben – dort sind wir bis in alle Ewigkeit.

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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