18.04.2021

500 Jahre Martin Luther in Worms

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Vor 500 Jahren war Luther in Worms: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“. Die Bonner Pfarrerin und Kirchengeschichtlerin Dr. Wibke Janssen lässt die Geschichte lebendig werden und sagt, was sie uns heute bedeutet. Jetzt am Sonntag im Lokalradio NRW:

Anmoderation: Es war eine Art Showdown, heute vor genau 500 Jahren in Worms: Die mächtige katholische Kirche gegen den kleinen Mönch Martin Luther. Für seine kirchenkritischen Thesen soll er sich vor dem Kaiser und dem Reichstag verteidigen.

Joachim Gerhardt: Für Luther ging es dabei buchstäblich um Leben und Tod, sagt Pfarrerin Dr. Wibke Janssen, Expertin für Kirchengeschichte:

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Pfarrerin Dr. Wibke Janssen: Man hat noch versucht, ihm zu sagen: Geh nicht nach Worms! Und dann soll er ja gesagt haben: „Und wenn da so viel Teufel wären wie Ziegel auf den Dächern, ich gehe!“

Joachim Gerhardt: Eine mutige Entscheidung. Der Kaiser persönlich hatte Luther zwar freies Geleit zugesagt. Aber dasselbe war 100 Jahre zuvor auch schon dem Kirchenkritiker Jan Hus versprochen worden. Und der starb am Ende auf dem Scheiterhaufen. Auch Luther ist in Gefahr - trotzdem stellt er sich im April 1521 dem Verhör vor dem Reichstag:

Pfarrerin Dr. Wibke Janssen: Er weiß, dass er aus Gottes Kraft heraus handelt und dass er nicht für sich selber unterwegs ist, sondern für eine größere Sache und dass er das nicht aus seiner eigenen Kraft leisten muss. Am 17. kommt es zu einer ersten Anhörung vor dem Kaiser und Luther soll widerrufen.

Joachim Gerhardt: Aber der gibt nur zu, dass er tatsächlich der Verfasser der kirchenkritischen Thesen ist. Daraufhin wird die Verhandlung unterbrochen. Erst einen Tag später, am 18. April 1521, gibt Martin Luther seine Entscheidung bekannt, erklärt Dr. Wibke Janssen:

Pfarrerin Dr. Wibke Janssen: Da stehen all die Mächtigen des Reiches und der Kaiser und dann dieser Luther in seiner Mönchskutte, und dann sagt er so etwas wie: „Wenn ich nicht aus der Schrift widerlegt werde, dann werde ich nicht widerrufen, denn das wäre gegen mein Gewissen und das kann nicht gut sein, das zu tun.“

Joachim Gerhardt: In späteren Jahren wird daraus der berühmte Satz: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“ Kirchengeschichtlich ist der Auftritt Luthers vor dem Reichstag ein Wendepunkt:

Pfarrerin Dr. Wibke Janssen: Weil damit steht im Raum: Wenn es keine Widerlegung aus der Bibel zu bestimmten Sätzen gibt, dass sie nicht mehr zurückgenommen werden. Und alles, was so danach passiert, dass Luther die Bibel übersetzt, das ist für mich so ein Zeichen, dass sich die reformatorische Bewegung in gewisser Weise anfängt zu konsolidieren und auch nachhaltig zu werden.

Joachim Gerhardt: Und was bedeutet Luthers Gewissensentscheidung heute?

Pfarrerin Dr. Wibke Janssen: Diese Dynamik, bei sich zu bleiben und sich von äußeren Umständen nicht mitziehen zu lassen, das ist etwas, wo junge Menschen heute auf jeden Fall andocken und absolut ein Gefühl für haben, dass das ein Vorbild sein könnte oder man sich davon inspirieren lassen könnte.

Joachim Gerhardt für Himmel und Erde

Nachhören

Beitrag zu hören am Sonntag, 18. April 2021, in der Sendung „Himmel & Erde“, dem Magazin der Kirchen immer sonntags und feiertags von 8.00 bis 9.00 Uhr auf Radio NRW / Redaktion: Manfred Rütten, Hier können Sie den Beitrag anhören: http://www.himmelunderdeonline.de/hue/index.php

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