22.01.2016

Zehn Jahre als Türöffnerin und Gastgeberin

Bildunterzeile
Wer nun durch die Schaufenster in die Ladenkirche blickt, wird ein vertrautes Gesicht nicht mehr sehen: Leiterin Dr. Nina Gutmann wurde in den Ruhestand verabschiedet. Bildergalerie der Abschiedsfeier hier.

Den Arbeitsplatz im Schaufenster hat Dr. Nina Gutmann immer als Signal verstanden: „,Da sind wir!‘ – Wir verstehen uns als offene Kirche und wollen das auch zeigen“. In über zehn Jahren hat die Leiterin der Ladenkirche zahlreiche Kontakte geknüpft. „Die Begegnungen mit Menschen, ganz gleich ob mit Gästen oder auch mit Referenten unserer Veranstaltungen, waren für mich menschlich absolut bereichernd. Ich habe für die Ladenkirche nicht nur Einiges gegeben, sondern insbesondere Vieles zurückbekommen“, blickt Nina Gutmann auf ihren Dienst zurück.

Die „Willkommenskultur“, ist es, die die Ladenkirche aus Sicht ihrer scheidenden Leiterin auszeichnet. „Die Besucher schätzen unsere offene Tür. In die Ladenkirche kann man immer kommen. Niemand würde sich dazu anmelden wollen, aber jeder weiß, dass immer jemand aus dem Team da ist und ein offenes Ohr hat.“ Seelsorge im Alltag, durchaus zwischen Tür und Angel, sei das, was die Ladenkirche ausmache. Manchmal geht es schlicht darum, ein Stück Alltag miteinander zu teilen: „Einige treue Gäste kommen spätestens nach ein paar Wochen immer wieder bei uns vorbei, um kurz zu berichten, was es bei Ihnen Neues gibt.“ Nicht wenige andere kommen, um sich etwas Ärger von der Seele zu reden und einige suchen Ansprechpartner in wahrlich schwierigen Lebenslagen. So waren Fortbildungen in Seelsorgegesprächen eine der ersten zusätzlichen Qualifikationen, die die Leiterin der Ladenkirche sich und ihrem ehrenamtlichen Team verordnete.

Überhaupt, das Team. Rund 20 ehrenamtlich Mitarbeitende gibt es, die regelmäßig Dienste in der Ladenkirche übernehmen. Zurzeit sind es zwei Schichten, jeden Werktag von 11 bis 17 Uhr und eine am Samstag von 11 bis 14 Uhr, die regelmäßig zu besetzen sind, damit das herzliche Willkommen für jeden Gast gewährleistet ist. „Jeder und jede Mitarbeiterin ist anders. Doch absolut beeindruckend ist das Engagement und die Ideen, die alle aus dem ehrenamtlichen Team hier einbringen“, lobt Nina Gutmann ihre Mannschaft. „Auf das Team ist Verlass. Was immer ging, wurde auch gemacht.“

Gemeinsam hat das Ladenkirchenteam in den vergangenen zehn Jahren Vieles gestemmt: regelmäßige Veranstaltungsreihen, die auch aktuell fortgesetzt werden, thematische Schwerpunkte wie etwa die Reihe „Wovon träumst du?“ zum Miteinander von Jung und Alt, die Feier zum zehnjährigen Bestehen im vergangenen Jahr oder einen Studientag für über 100 Teilnehmende aus der Citykirchenarbeit der gesamten Rheinischen Landeskirche. Über 400 Veranstaltungen waren es seit dem Umbau in 2007. „Unter den vielen Angeboten hatten für mich allerdings die Kircheneintritte immer Priorität“, berichtet Dr. Gutmann. Seit August 2005 ist die Evangelische Ladenkirche an der Kaiserstraße offizielle Kircheneintrittsstelle. Wer will, kann hier Mitglied in der evangelischen Kirche werden. Vom Erfolg der niederschwelligen Anlaufstelle war die Leiterin selber überrascht. „Ich hätte mit eher zurückhaltender Resonanz gerechnet - und es kamen über 50 Wiedereintritte gleich im ersten Jahr. Dass eine offene Anlaufstelle wie unsere hier so hilfreich sein kann, hätte ich gar nicht gedacht.“ Bis heute sind 486 Menschen in der Ladenkirche eingetreten.

Obgleich man in der Ladenkirche (wieder) Kirchenmitglied werden kann, verpflichtend ist das nicht. Gutmann: „Wer in die Ladenkirche kommt, braucht sich zu nichts verpflichtet und niemandem verbunden fühlen, man darf auch unbehelligt seinen Kaffee trinken und anschließend wieder gehen.“

Die Leiterin der Einrichtung geht nun auch, nach zehneinhalb Jahren an die-ser Stelle, in den Ruhestand. Ein -kleinerer- Terminkalender für das Jahr 2016 ist schon angeschafft. Der eine oder andere Termin in der Ladenkirche soll sich auch darin befinden. „Jetzt komme ich aber nur noch als Gast“, sagt Nina Gutmann – mit durchaus gemischten Gefühlen, wie sie selber einräumt. „Die Ladenkirche war Teil meiner Familie – und die Familie Teil der Ladenkirche“, sagt die Neu-Rentnerin. Kaum einer weiß das besser als ihr Mann Andreas, der als studierter Musiker nicht nur künstlerische Auftritte in der Ladenkirche hatte. „Auch zum ,Anpacken‘ war er oft da, und quasi ein Teil des Teams“. Die hinzugewonnene Freizeit muss sich das besonders treue Teammitglied allerdings mit einem Neuankömmling teilen – Gutmanns freuen sich gerade über die Geburt des dritten Enkelkindes vor wenigen Tagen.

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