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25.09.2022

Das Tier – dein Mitgeschöpf

Das geistliche Wort | 25.09.2022 | 00:00 Uhr

Alttext  

Sprecherin: Es werden mehrere Jahrtausende von Liebe nötig sein, um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten. (1)

Autorin: Mehr als hundert Jahre ist es her, dass der Dichter Christian Morgenstern dies geschrieben hat. Lebte er heute, er hätte vielleicht von Milliarden Jahren gesprochen. Der Mensch rottet immer mehr Tierarten aus oder quält sie in Massentierhaltungen. Flüsse und Seen kippen um, Fische und andere Flussbewohner ersticken in Massen wie in diesem Sommer in der Elbe.

Das Verhältnis zwischen Tier und Mensch, es ist ein wunderschönes und ein extrem belastetes. Ich möchte dem auf die Spur kommen, was Menschen und Tiere verbindet und wie sie gut leben können. Dazu spreche ich mit Bärbel Wartenberg-Potter. Sie war bis 2008 Bischöfin der Nordelbischen Evangelisch Lutherischen Kirche für den Sprengel Holstein Lübeck und ist Vorsitzende des Kuratoriums des „Instituts für Theologische Zoologie“ in Münster. Sowie mit Sandra Honigs, stellvertretende Direktorin vom Aquazoo Löbbecke Museum Düsseldorf. Und mit Ralf Nellen, der in seinem Kater Henry einen echten Kumpel gefunden hat.

O-Ton Nellen: Ich habe ´ne Hornhauttransplantation bekommen und in der Zeit ging es mir seelisch sehr, sehr schlecht, weil ich Angst hatte zu erblinden,

Autorin: … sagt Ralf Nellen. Wie gut, dass er nicht allein ist in dieser Zeit. Sein Kater Sir Henry Pempelfort ist bei ihm.

O-Ton Nellen: Und er hat mich in der Zeit eigentlich begleitet und hat mich getröstet.

Wenn ich geweint habe, hat er mir die Tränen weggeleckt, ist auf meinen Schoss gekommen und hat ganz nah bei mir geschlafen. Hat mich verfolgt, egal. Das macht er heute noch. Wenn ich aufs Klo gehe, kommt er mit. Wenn ich in ein anderes Zimmer gehe, kommt er mit und wir sind dadurch so eine enge Bindung eingegangen. Und wie gesagt, ich habe auch in der Zeit, weil ich Angst hatte zu erblinden, unter starken Depressionen gelitten, und er hat mich eigentlich immer wieder „aufmontiert“ und mir immer gezeigt: Du, das Leben ist. Schön, wir beide schaffen das. Ich tröste dich. Und ich bleibe bei dir. Und ich habe von ihm viel gelernt: großzügig zu sein, mit Tieren besser umzugehen und einfach festzustellen, dass Tiere eine Seele haben. Dass die einen genau verstehen und genau wissen, was sie wollen und auch, was sie nicht wollen. Und ich habe von ihm gelernt, ihn als Partner, als Kumpel zu akzeptieren und respektieren vor allen Dingen.

Und jedes Tier hat ja ein Recht auf Eigenständigkeit. Um auch zu sagen: Hier das mag ich und das mag ich nicht. (R5 Ende) Das ist das Unglaubliche an Tieren Wenn man die lässt, dann werden die zu Freunden.

Sprecherin: Alle Geschöpfe der Erde fühlen wie wir, alle Geschöpfe streben nach Glück wie wir. Alle Geschöpfe der Erde lieben, leiden und sterben wie wir, also sind sie uns gleichgestellte Werke des allmächtigen Schöpfers – unsere Brüder. Franz von Assisi

Autorin: Dass Tiere fühlende Wesen sind und denken können, ist erwiesen. Dazu die Vorsitzende des Kuratoriums des Instituts für Theologische Zoologie, Bärbel Wartenberg-Potter:

O-Ton Wartenberg-Potter: Es gibt ja heute viel Forschung über die Tiere. Man hat ja entdeckt, dass die Tiere denken können, dass die Tiere lernen können, dass die Tiere auch - also manche - ein Ich-Bewusstsein haben, sich wiedererkennen können und dass sie Geselligkeit suchen - also viele Tiere - und Emotionen haben, dass wenn Sie sich einen Freund, einen Hund denken, da wissen Sie, was es heißt, wenn ein Tier sich freut, wenn es sein Frauchen wiedersieht. Und diese Sachen hat man den Tieren früher ja alle abgesprochen.

Autorin: Als unsere Schöpfungsgeschwister in der von Gott geschaffenen Welt erkennen wir sie häufig am ehesten im Haustier. In dieser Beziehung von Mensch und Haustier finden sich viele anrührende Beispiele für Bindungen, ja für Seelenverwandtschaften. Gefunden haben Ralf und Henry sich schon vor Ralfs Erkrankung, …

O-Ton Nellen: …als meine Partnerschaft zu Ende ging, da habe ich gemerkt, ich brauche einen Kumpel und jemand, der ja zu mir steht und der mit mir durch dick und dünn geht.

Autorin: Frei nach dem biblischen Motto: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ralf Nellen hat schon immer Tiere gehabt. Doch als Koch hatte er dann lange keine Zeit mehr dafür. Jetzt erwacht der Wunsch nach einem Haustier erneut. Er geht ins Tierheim. Im letzten Quarantänekäfig saß ein kleiner getigerter Kater ganz oben in einem Kästchen. Das ist Sir Henry. So haben sie im Tierheim den Kater getauft, weil er immer so majestätisch guckt.

O-Ton Nellen: … und habe mich dann unter den Kratzbaum gesetzt und habe hoch geguckt und Henry hat runter geguckt. Wir haben uns ein bisschen unterhalten, und irgendwann habe ich gesagt: Hättest du nicht Lust mit zu mir nach Hause zu kommen? Du bist ja hier nicht am richtigen Platz. Wie wär's? Ich glaube, bei mir fühlst du dich bestimmt wohl. Ich habe einen Garten und du könntest raus. Und dann ist er von oben runtergekommen, ist auf meinen Schoss gekommen, hat sein Köpfchen unter meinen Arm gesteckt und hat sich bei mir zusammengerollt auf dem Schoß und wollte auch nicht mehr weggehen.

Das war direkt eine Verbindung. Wir haben direkt irgendwie gemerkt so: Hmh, wir gehören irgendwie zusammen.

Autorin: Bevor er ins Tierheim gefahren ist, hat Ralf in der Zeitung gelesen, dass über 60 Katzen, aus einer Messiewohnung befreit worden sind. Auf 70 Quadratmetern lagen die Katzen da zum Teil in ihren eigenen Fäkalien. Für die reinlichen Tiere Höchststrafe.

O-Ton Nellen: Darunter war auch mein Freund Henry und der war sehr, sehr abgemagert, hatte nur viereinhalb Kilo und jetzt hat er mittlerweile über sechs Kilo und ist schon properes Kerlchen.

Autorin: Die beiden sind unzertrennlich. Mittlerweile gibt es eine neue Partnerin in Ralfs Leben, die brachte eine Hündin mit. Als diese starb…

O-Ton Nellen: … sind wir zum Tierschutz, und da haben wir der Frau vom Tierschutz gesagt: Okay, wir nehmen gerne einen Hund auf, aber er muss Katzen kompatibel sein. (…) Und dann kam die Dame vom Tierschutz, die Frau Wunder, und es war auch wirklich ein Wunder. Sie setzt den Hund ab und der Kater läuft auf den Hund zu oder auf die Hündin und begrüßt sie, leckt ihr über den Kopf und dann war klar, dass der Hund jetzt bei uns bleibt. Und die beiden sind unzertrennlich. Die schlafen in einem Bett, die liegen auf einer Couch, die gehen zusammen spazieren und das klappt wunderbar.

Autorin: Man kann sagen, die beiden mögen sich. Glücklicherweise.

O-Ton Nellen: Genau wie Menschen haben Tiere ´nen Charakter, eine Seele. Und das sind Persönlichkeiten. Es gibt dumme Katzen, es gibt schlaue Katzen, wie es dumme und schlaue Menschen gibt. Und manche sind halt ein bisschen einfacher strukturiert, sage ich mal, aber wenn man die kommen lässt und wenn die wissen, sie entfalten sich, dann zeigen die auch ihren wahren Charakter, ihr Innerstes und offenbaren einem auch ihr Herz. Und die Liebe, die man vom Tier kriegt, die ist das Schönste, was man eigentlich bekommen kann, weil ohne Hintergedanken.

Autorin: Bärbel Wartenberg-Potter, Kuratoriums-Vorsitzende des Instituts für Theologische Zoologie meint zu dieser Beziehung:

O-Ton Wartenberg-Potter: Da muss man sich auch dafür öffnen, weil die Beziehung zwischen Mensch und Tier kann so viel reichhaltiger sein und so viel vielfältiger. Und deshalb sind auch viele Menschen mit den Haustieren in so besonderer Beziehung, weil die öffnen gegenseitig etwas, was sie sonst nicht kriegen. Weder der Mensch noch das Tier.

Ja, natürlich haben die Tiere eine Seele. Wie klein auch immer, oder? Also die Seele, die ist ja nicht irgendwas. Das besteht ja nicht in sich selber, sondern das ist etwas, was sich zeigt im Miteinander. Und da können Sie ganz deutlich sehen, dass in dem Tier etwas ist, was antwortet auf Sie, auch Schmerzen, auch Freude, auch natürlich Hunger und Wut auch, alle diese Eigenschaften, die wir auch haben. Und daraus bildet sich die Seele. (…) Also es ist ein Beziehungsgeschehen (…) das ist eine Beziehung, die was Seelisches, seelische Qualitäten auch bei den Tieren sichtbar macht.

Autorin: Für Ralf ist es wichtig, dass ein Tier ein Tier bleibt mit seinen eigenen Bedürfnissen, dass es aber eben in Kontakt mit dem Menschen treten kann:

O-Ton Nellen: Ein Tier ist genauso ein Lebewesen wie ein Mensch auch. Also, bloß weil es nicht sprechen kann alphabetisch, kann es doch anders mit uns kommunizieren. Und wenn man sich die Zeit nimmt, zuzuhören, auf die Reaktionen zu achten, dann kann man von einem Tier sehr viel lernen. Geduld vor allen Dingen. Und Liebe. Weil Tiere sind ja nicht materialistisch oder manipulativ, sondern - okay, natürlich, die wollen ihr Fresschen haben, die wollen was zu trinken, die wollen warmen Platz zum Schlafen haben -, aber die haben ja noch mehr zu sagen. Wenn man die Sympathie eines Tieres hat, dann ist das auch so, dann sagen die: Hey, ich schätze dich, du bist bist gut, und ich fühle mich wohl bei dir.

Autorin: Sandra Honigs, stellvertretende Direktorin im Aquazoo Löbbecke Museum dreht das Verhältnis um:

O-Ton Honigs: In meinen Augen ist der Mensch ja auch ein Tier. Wir sind ja Primaten, gehören zur Gattung Homo sapiens. Und damit sind wir in meinen Augen und auch in vielen Augen anderer Wissenschaftler auch ein Tier und gehören im Prinzip auch zur Tierwelt. Natürlich sind wir Menschen und zeichnen uns durch verschiedene Eigenschaften aus, die uns besonders machen. Andere Tiere aber auch. Könnte man jetzt abwägen, was jetzt spannender oder wertiger ist? Aber das werte ich nicht.

Autorin: Der Mensch habe nur eine andere Kultur entwickelt, meint Sandra Honigs:

O-Ton Honigs: Tiere haben großartige Kulturen. Tiere kommunizieren auch anders als wir. Tiere haben auch Sprache, eine andere Sprache als wir. Unsere ist nur komplexer.

Autorin: Hat der Mensch die Tiere dabei abgehängt? Frage ich.

O-Ton Honigs: Wir haben die Tiere abgehängt, und leider haben wir sie auch vergessen. Ein Stück weit. Und was viel schlimmer in meinen Augen ist, haben wir auch die Natur vergessen. Viele indigene Völker und viele Naturvölker zeichnet aus, dass sie mit der Natur leben, dass sie die Natur nicht abgehängt haben, dass sie wissen, dass sie die Natur brauchen, um zu überleben, der Natur etwas zurückzugeben und sie nicht auszunutzen. Und dieses Miteinander und Füreinander macht es aus, dass man koexistieren kann und dass der eine den anderen nicht ausnutzt und beide Seiten profitieren. Es ist quasi so eine Art Symbiose. Und wenn der Nutzen nur auf der einen Seite liegt, ist das nicht gut. Und der Mensch nutzt gnadenlos wirklich alle Ressourcen der Erde aus. Und das in einer Geschwindigkeit und in einem Umfang, der nicht akzeptabel ist in meinen Augen. Und das geht nicht, weil wir geben der Natur nichts zurück. Nicht in dem Umfang sicherlich. (…) Wir kriegen die Rechnung.

Viele verstehen nicht, dass die Natur ein komplexes System ist, eine Kette, eine Perlenkette. Und wenn nur ein Teilchen fehlt, egal wie groß oder wie klein es ist, dann fällt dieses System zusammen. Viele sagen: Na ja, was soll es denn, wenn das Ende der Kette fehlt?

Meinetwegen die Orang-Utans im Regenwald. Dann sind die halt weg. Ist doch das Ende der Kette. Nein, ist es eben nicht. Orang-Utans fressen zum Beispiel Früchte und verteilen dadurch die Samen im Regenwald oder im Wald überhaupt. Und die keimen dann irgendwo anders wieder. Und man weiß, dass Samen, die durch den Körper eines Tieres gegangen sind, egal ob es jetzt eine Katze oder ein Primat ist oder vielleicht sogar ein Frosch oder eine Schildkröte, die keimen schneller und besser als Samen, die das nicht gemacht haben. Und dadurch verteilen diese Tiere natürlich die Pflanzen. Sie sind quasi die Gärtner des Regenwaldes. (…) Also das ist halt ein Kreislauf und das ist nur ein Beispiel dafür, wie wichtig alle Arten sind. Und ja, das ist einfach so komplex, dass man das einfach kaum jemandem erklären kann, wie alles zusammenhängt.

Autorin: Wissenschaftlerinnen wie die stellvertretende Direktorin vom Aquazoo Löbbecke Museum Sandra Honigs schauen genau hin in der Natur und lassen sich von ihr begeistern:

O-Ton Honigs: Manchmal, wenn ich eine fantastische Pflanze sehe, die irgendwas super Tolles kann. Es gibt so viele Pflanzen, die super Sachen können, bewegen sich, spucken und weiß ich nicht… es gibt Pflanzen, das glauben Sie gar nicht. Da werde ich irre. Also, das macht mich einfach glücklich. So was macht mich glücklich. (…) Menschen können auch tolle Sachen. Die Natur ist besser.

Autorin: Das zeigt Sandra Honigs Kindern, die in das Aquazoo Löbbecke Museum kommen: Spinnen, Reptilien, Schlangen und Echsen können sie hier kennenlernen. Ein besonderer Moment:

O-Ton Honigs: Als ich noch im Zoo Landau in der Pfalz gearbeitet habe, da haben wir das zum Beispiel auch mit Kaninchen gemacht, die man ja ganz gut händeln kann. Und da hatten wir ein Kind und dieses Kind war schwerstbehindert und war in so einem Liege-Rollstuhl und konnte sich auch kaum bewegen, hatte solche spastischen Anfälle und musste immer so zucken. Und wir haben diesem Kind aber versucht zu ermöglichen, ein Kaninchen zu streicheln und haben also mit Rücksprache mit den Pflegerinnen und mit den Eltern das Kaninchen dann auch vorsichtig auf den Schoß gesetzt von dem Mädchen. Und in dem Moment, wo das Kaninchen ganz ruhig auf dem Schoß von dem Mädchen saß, ist das Mädchen ganz ruhig geworden, und die Anfälle haben aufgehört, und das Mädchen konnte ganz ruhig dieses Kaninchen streicheln, und das war magisch. Es war unbeschreiblich. Und die Mutter hat angefangen zu weinen. Es war wirklich phantastisch. Dieses Kind konnte das Kaninchen streicheln, ohne diese Anfälle erleiden zu müssen. Und das waren Momente, die einfach unvergessen bleiben (…) Das zeigt einfach, dass es zwischen Mensch und Tier Bindungen geben kann, auch wenn sie nur kurz sind und Beziehungen geben kann, die nicht zu beschreiben sind. Und die vielleicht auch keine Erklärung brauchen.

Musik 1: Have Fun & Be Happy, Track 7 von Album aus dem Album New York Guitar Café: Relaxing Solo Instrumental Guitar Songs, Interpreten: Classical Jazz Guitar Club, New York Lounge Quartett, Komponist: Marco Rinaldo, Copyright: Autumn Accompanie. 27. August 2022.

Autorin: Eine Lernaufgabe der Menschen ist, das eigene Vernichtungspotential zu erkennen und abzulegen, mein Bärbel Wartenberg-Potter:

O-Ton Wartenberg-Potter: Also die Menschen haben ja also Unmengen und ohne Maß und Ziel auch Menschen geschlachtet und dahingerafft in den Kriegen. Ich sehe das immer so, dass die Tiere uns auch ein bisschen die Achtung vor dem Leben beibringen können, indem wir sehen, (…) wie aufmerksam sie sind, wie eigenwillig, was für eigene Fähigkeiten sie haben. Also diese Ehrfurcht vor dem Leben, die die Tiere uns beibringen können. Das bedeutet viel auch für unseren Umgang miteinander. Dass sie an den Tieren auch lernen, dass lebendige Geschöpfe nicht einfach vernichtet werden dürfen.

Autorin: Was würden die Tiere sagen, wenn wir sie verstehen könnten. Sandra Honigs:

O-Ton Honigs: Achtet mehr auf uns, auf euch und nehmt euch mehr zurück. Weniger ist mehr. Ich glaube, das würden sie sagen.

Autorin: Hündin Mia und Sir Henry gehen mit Frauchen und Herrchen im Schrebergartengelände spazieren. Acht Pfoten und vier Beine, die Freude verbreiten. Und Schrecken. Denn alle vier sind für andere Lebewesen durchaus potentielle Feinde.

So gehen wir über die Erde. Umgeben von Millionen anderer Lebewesen. Einzig in ihrer Art. Jedes ist einfach da. Wozu – das bleibt uns oft verborgen. Vielleicht hat Gott sie auch einfach zum Da-Sein geschaffen. Noch steht der große Friede aus, der uns verheißen ist.

Sprecherin: Die ganze Schöpfung seufzt und stöhnt vor Schmerz wie in Geburtswehen – bis heute. Und nicht nur sie: Uns geht es genauso! Wir haben zwar schon als Vorschuss den Geist Gottes empfangen. Trotzdem seufzen und stöhnen auch wir noch in unserem Inneren. Denn wir warten ebenso darauf, dass Gott uns endgültig als seine Kinder annimmt. (3)

Autorin: Heißt es in der Bibel im Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom.

Zwei Beine und acht Pfoten sind für mich schon ein kleiner Lichtschimmer aus dem Paradies – wenn alle Geschöpfe in der erlösten Welt endlich in Frieden zusammenleben. Bis dahin können wir schon mal anfangen damit, dass es wahr wird. Ich mache mir klar:

O-Ton Wartenberg-Potter: Man würde an vielen Stellen den Genuss nicht in der Überfülle suchen, sondern in der Kostbarkeit. Also einmal in der Woche hat man früher Fleisch gegessen, vielleicht am Sonntag. Aber wenn man Vegetarierin ist, wie ich bin, dann braucht man das einfach nicht mehr und man gewöhnt es sich ab.

Autorin: Denn – daran erinnert die ehemalige Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter auch: So war schon es am Beginn der Schöpfung, im paradiesischen Urzustand. Da war es so…

O-Ton Wartenberg-Potter: … dass die Tiere am gleichen Tag geschaffen werden wie der Mensch. Also sie sind auf dieser Ebene nicht bevorzugt oder benachteiligt, sondern sie stehen mit dem Menschen am gleichen Schöpfungstag vor Gott. Und das bekräftigt eben, dass der Mensch nicht alleine geschaffenes Wesen ist, sondern eben in eine Welt hineinkommt, in der er von Anfang an umgeben ist mit Tieren, mit Pflanzen, mit Kräutern. Und Gott sagt ja explizit im ersten Schöpfungsbericht, dass er den Tieren und dem Menschen das grüne Kraut als Nahrung gibt. Also die ersten Menschen waren Vegetarier.

Autorin: Weniger ist mehr, ruft uns die Schöpfung zu. Eine Schöpfung, die so bunt und vielfältig ist und voller Liebe, dass ein Menschenleben allein nicht reicht, das alles zu entdecken.

Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen,

Petra Schulze aus Düsseldorf.

Musik 2 = Musik 1

Quellen:

(1) Quints Tierleben, Quint Buchholz, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 1. Auflage 2012

(2) S. 8. (3) S.o., S. 43. (4) Die Bibel, Römer 8,22-25, Die gute Nachricht.

Weitere Informationen:

Links:

Aquazoo Löbbecke Museum, Düsseldorf https://www.duesseldorf.de/aquazoo

Institut für Theologische Zoologie Münster

https://www.theologische-zoologie.de/

Literatur:

„Das unterschätzte Tier“, Norbert Sachser, Rowohlt (ISBN 978-3499009563), 2022.

„Der Mensch im Tier“, Norbert Sachse, Rowohlt (978-3498060909), 2018.

Redaktion: Landespfarrer Dr. Titus Reinmuth