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09.10.2021

Im Garten die Welt retten

Kirche in WDR2 | 09.10.2021 | 00:00 Uhr

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Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass man seine Autoscheiben nicht mehr so oft putzen muss wie früher? Das Visier von meinem Motorradhelm habe ich schon ein Jahr lang nicht mehr gereinigt. Warum? Weil es weniger Insekten gibt als früher. Viel weniger.

Um75% ist der Insektenbestand in Deutschland in den letzten Jahren zurückgegangen. Das sind Dreiviertel. Das Artensterben findet nicht irgendwo im fernen Regenwald statt, sondern hier und heute bei uns.

Und bei aller Freude über mein sauberes Motorradvisier – das alarmiert mich schon. Als Mensch und als Christ habe ich eine Verantwortung für diese Welt bekommen. Das „die-erde-unterwerfen“ der Bibel ist ja kein Freibrief dafür, alles platt zu machen.

Ich habe seit einiger Zeit ein Insektenhotel auf meinem Balkon installiert. Ein kleiner Anfang – Rückzugsort für Wildbienen und Käfer. Und außerdem ganz dekorativ. Und ich habe recherchiert: Insektenpopulationen zu unterstützen ist gar nicht schwer. Das geht auch auf kleinem Raum im Garten und sogar auf demBalkon. Eine wilde Ecke ist die einfachste Methode: Einfach einen Bereich, der ohnehin selten genutzt wird, sich selbst überlassen. Da werden sich dann in der Regel schnell Disteln, Nesseln und Gräser ansiedeln. Also alles das, was der Gärtner nicht gerne sieht, was aber Schmetterlingen, Hummeln, Käfern Lebensraum bietet. Auf einem Balkon kann man mithilfe von Pflanzgefäßen wilde Ecken einrichten.

Staudenbeete im Garten sind die idealen Bienenweiden und außerdem pflegeleicht – sie kommen alle Jahre wieder.

Für den Balkon eignen sich Kräuterbeete – die blühenden Kräuter ziehen Bienen magisch an, sehen gut aus und schmecken gut. Dass blühende Kräuter an Aroma verlieren, stimmt übrigens nicht.

Abgestorbenes Holz kann man im Winter gut im Garten liegen lassen oder in den Blumenkästen des Balkons aufschichten. So entstehen Überwinterungsplätze für Igel, Wildbienen und Käfer.

Und wenn ich im nächsten Frühjahr den Rasenmäher ein wenig höher stelle, können der Klee oder die Gänseblümchen auch bei akkurat geschnittener Wiese noch blühen. Meine eigene kleine Bienenweide.

Die Schöpfung zu bewahren, hat Gott uns anvertraut. Dazu braucht es manchmal den ganz großen Wurf, sicher. Manchmal aber nur den ganz kleinen Schritt. Bei mir zuhause im Garten, auf dem Balkon.

„Wildlife Gardening - Die Kunst, im eigenen Garten die Welt zu retten“ heißt ein Buch von Dave Goulson.

Probieren Sie es doch auch einmal.

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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