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29.07.2021

Freiheit jetzt

Kirche in WDR3 | 29.07.2021 | 00:00 Uhr

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Guten Morgen!

Endlich frei sein! Diese Einschränkungen – ach, was sag´ ich, die Zwangsmaßnahmen – die waren aber auch wirklich lange – unerträglich lange. Aber all das liegt jetzt hinter ihnen. Noch wissen sie nicht, wie genau es weitergehen wird. Aber sie wissen: Gott will unsere Freiheit.

Gott hatte Leute ausgesucht, die sie in die Freiheit bringen sollten: Nein, keine Virologen und die Geschichte spielt auch nicht heute, sondern vor über 3000 Jahren. Die entscheidenden Leute in dieser Geschichte sind Mose und sein Bruder Aaron. Diese beiden haben eine Ahnung, was da alles auf sie zukommt. Eine große Aufgabe, das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten in die Freiheit zu führen. Mose und Aaron fühlen sich überfordert – und sträuben sich zunächst. Freiheit gibt es nicht zum Nulltarif. Aber Gott macht seinen Leuten immer wieder Mut – sagt, ich will eure Freiheit – ihr sollt frei, wirklich frei sein – das ist mein Ziel mit euch.

Doch dann kommen erst einmal diese anstrengenden Tage. Rückschläge, die Stimmung: Das ist doch alles umsonst, das klappt doch nie! Die Gegenkräfte sind groß. Immer wieder ist es ungewiss, ob einmal wirklich die Freiheit für alle kommt?

Aber jetzt, jetzt ist sie da – die Freiheit. Sie sind dankbar. Und sie fühlen: Wir gehören zusammen. Zusammen haben wir das geschafft, trotz aller Schwierigkeiten. Fast hätten wir uns zerfleischt auf dem Weg und fast hätten wir aufgegeben. Und jetzt am Ziel angekommen – wie können wir diesen Moment festhalten? Freude geht ja so schnell vorbei. Am besten mit einem Fest. Ein Fest das jedes Jahr an das Geschenk der Freiheit erinnern soll. Das Passa–Fest. Bei diesem Fest wird jedes Mal genau erzählt, wie sich die Befreiung aus Ägypten ereignet hat. Alle Generationen werden bei diesem Fest in diese Erzählung mit eingebunden. Das ist wichtig, dass es bloß nicht eine Sache von ewig Gestrigen wird. Jede Generation soll sich so fühlen, als sei sie selbst gerade aus Ägypten ausgezogen, als hätten sie selbst die Freiheit errungen. Und das soll mit allen Sinnen zu spüren sein. Deshalb gibt es Speisen, die von der Befreiungsgeschichte erzählen. Bittere Kräuter zum Beispiel. Sie erinnern an die vergangene, bittere Zeit. Oder Fruchtmus, aus einem eigenen Rezept hergestellt, das nur beim Passafest angeboten wird. Dieses Fruchtmus erinnert an den Lehm, mit dem die Israeliten in Ägypten Ziegel für die Pyramiden brennen mussten.

Ich frage mich: Ob wir auch einmal ein Fest machen, bei dem wir die Freiheit von den ganzen Einschränkungen und Regeln der Corona-Zeit feiern können? Dann sollten wir auch Rezepte haben, bei denen wir die ganzen belastenden Erfahrungen einfach verputzen können. Die berühmten Inzidenzzahlen zum Beispiel, die könnten aus einem süßen Mürbeteig ausgestochen werden, denn dieses Starren auf die Zahlen kann einen schon mürbe machen. Oder die Coronaviren selbst – die könnten aus einem herzhaften Hefeteig gemacht, kleine runde Kugeln, in die die Stacheln mit abgebrochenen Salzstangen reingepikst werden. Und das Ganze darf dann mit einem guten Wein oder Saft runtergespült werden.

Klar, die Sache mit dem Mürbeteig und den Hefekugeln ist nicht so ganz ernst gemeint. Aber die Dankbarkeit, dass die Freiheit schrittweise zurückgekehrt ist, die möchte ich mir bewahren – denn die Freiheit ist schon immer Gottes eigentliches Ziel mit uns Menschen – Gott sein Dank!

Einen fröhlichen Tag wünscht ihnen Ihr Eberhard Helling, Pfarrer aus Lübbecke.

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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