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Entscheidend ist auf’m Platz: Die Reformation geht weiter

Pressemitteilung Nr. 185/2017

Düsseldorf. Runter von der Kanzel, raus aus den Kirchenmauern, unter die Leute gehen: Mit einem Ausblick auf kommende Zeiten hat Präses Manfred Rekowski ein Resümee des Jubiläumsjahrs „500 Jahre Reformation“ in der rheinischen Kirche gezogen. „Grau ist alle Theorie – entscheidend ist auf’m Platz.“ Mit diesem Satz des einstigen BVB-Kapitäns Adi Preißler hat der Fußballfan Rekowski heute seine Bilanz vorgestellt: „Als Evangelische Kirche im Rheinland sind wir aus uns herausgegangen. Und das im wörtlichen Sinn“, sagte der Präses und verwies dabei etwa auf die Aktion „95 Gottesdienste an außergewöhnlichen Orten, an Orten, wo Menschen schon sind, die sie spannend finden oder an denen sie überrascht werden, dass Kirche und Gottes Wort auch dort sind: in der Kneipe, am Fähranleger, in der IT-Firma, an der Tankstelle.“ Der rheinische Präses verwies auch auf das Theaterstück „Ich fürchte nichts“, das die rheinische Kirche bei dem Kölner N.N. Theater in Auftrag gegeben hatte und das einen so schweren Stoff wie die Reformation unterhaltsam unters Volk gebracht hat – rund 18.000 Menschen haben bislang das Stück gesehen.

Deshalb setze die Evangelische Kirche im Rheinland einen Doppelpunkt hinter das Jubiläumsjahr: „Nicht in unseren Häusern zu warten, dass Menschen zu uns kommen, sondern dorthin zu gehen, wo die Menschen schon sind, das soll nach dem Doppelpunkt weitergehen“, sagte der Präses. „So wie Luther und die anderen Reformatoren zu ihren Zeiten Sprache, Bilder, Mittel und Wege gefunden haben, mit dem Evangelium die Menschen zu erreichen, so werden wir auch im Jahr 501 nach dem Thesenanschlag Sprache, Bilder, Mittel und Wege finden, um den Menschen von der Liebe Gottes zu erzählen und sie einzuladen, sich an ihm vertrauensvoll festzumachen.“

Jubiläumsjahr mit deutlich ökumenischem Vorzeichen

An die ökumenische Dimension des Jubiläumsjahrs erinnerte Oberkirchenrätin Barbara Rudolph bei der Pressekonferenz. „Das Jubiläumsjahr hat für uns ein deutliches ökumenisches Vorzeichen gehabt. Das gilt für unsere Beziehungen zu den Kirchen aus der weit verzweigten Familie der Kirchen der Reformation genauso wie die Beziehung zur römisch-katholischen Kirche, den Freikirchen und den  Orthodoxen. Martin Luther machte sich nicht selbst zum Thema, sondern stellte in der Reformation Christus wieder in den Mittelpunkt der Verkündigung. Genau das haben wir auch getan: Unser Jubiläumsjahr war ein Christusjahr“, sagte die Leiterin der Abteilung Theologie und Ökumene im Landeskirchenamt.

Auch die Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche hätten sich positiv entwickelt. „Mit benachbarten Bistümern haben sich Türen geöffnet, durch die wir hoffnungsvoll in die Zukunft gehen“, sagte Rudolph. „Erinnert sei an dieser Stelle an die gemeinsamen Aufrufe an die Kirchen- und Pfarrgemeinden zur stärkeren ökumenischen Zusammenarbeit und an das Muster für Partnerschaftsvereinbarungen, das wir mit Bistümern im Bereich unserer Kirche unterzeichnet und veröffentlicht haben. Wir haben mit fast allen Bistümern in Nordrhein-Westfalen auch eine Vereinbarung zur stärkeren Zusammenarbeit im Religionsunterricht, zur so genannten konfessionellen Kooperation, geschlossen.“ Es bleibe der gemeinsame Auftrag aller Kirchen – „die in der Wurzel Jesus Christus ungetrennt sind“ –, „glaubwürdige Zeugen der Liebe Gottes in der Welt“ zu sein. Rudolph verwies in diesem Zusammenhang auf Äußerungen des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck vor der Landessynode, es wachse die Einsicht, dass Christinnen und Christen in einer sich radikal verändernden Welt nur noch gemeinsam glaubwürdige Zeugen des Evangeliums sein könnten. Der ökumenische Auftrag der Kirchen sei es auch, „es Gott ans Herz zu legen und es seiner schöpferischen Kraft zuzutrauen, dass die Overbecksche Erkenntnis auch dort wachse, blühe und gedeihe, wo im Garten der Ökumene noch viel Platz für Nutz- und Zierpflanzen ist“.

Die Evangelische Kirche im Rheinland hat für das Reformationsjubiläum rund 1,1 Millionen Euro eingesetzt. „Das Jubiläumsjahr ist uns etwas wert“, kommentierte Projektleiter Martin Engels die Summe. 600.000 Euro seien dabei in Projekte auf landeskirchlicher Ebene geflossen, 500.000 Euro gingen an Gemeinden und Kirchenkreise, um dort Aktionen unmittelbar zu unterstützen.

Das Reformationsjubiläum endet mit einem Doppelpunkt

Was bleibt für Projektleiter Engels nach diesem Jahr? „Der rheinischen Kirche war es wichtig, schon zu Beginn aller Feierlichkeiten deutlich zu machen: Reformation ist ein Grundimpuls der Kirche, der Orientierung findet an einer biblisch-theologisch gegründeten Theologie. Es ist die immer wieder neue Erinnerung an den archimedischen Punkt der Kirche, von dem sich ihr Zuspruch und Anspruch herleitet. Daher bildete schließlich auch die Ausstellung ,Gelebte Reformation – Die Barmer Theologische Erklärung‘ einen inhaltlichen Schwerpunkt des Jahres, den die rheinische Kirche am historischen Ort in Wuppertal-Barmen, aber auch in Wittenberg und im NRW-Landtag setzt. Im Kern geht es um die immer wieder neue Orientierung der Kirche im Hier und Jetzt. Das Reformationsjubiläum endet mit einem Doppelpunkt. Denn mit den Kirchtürmen wollen wir nicht die Silhouette der Städte und Dörfer zeichnen, sondern wir wollen die Gesellschaft mitgestalten und prägen – auch im Jahr 501 nach dem Thesenanschlag in Wittenberg.“